Links überspringen

Screening psychischer Komorbiditäten!

Schlafstörungen, Angst und depressive Symptome treten bei Personen mit atopischer Dermatitis gehäuft auf und sollten bei der Behandlung mitberücksichtigt werden. Bezüglich der Frage eines möglicherweise erhöhten kardiovaskulären Risikos ist die Befundlage inkonsistent.

Bezüglich Schlafstörungen, Angst und depressiven Symptomen wird ein Screening durch die behandelnde ärztliche Fachperson (Hausarzt oder Spezialist) empfohlen. Hinsichtlich der Frage, ob atopische Dermatitis darüber hinaus mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden ist, gibt es zurzeit keine konsistenten Befunde. Durch die üblichen präventiven Massnahmen (einschliesslich Beratung hinsichtlich Bewegung und Rauchstopp) kann auch in dieser Patientengruppe das kardiovaskuläre Risiko verringert werden.

Schlafstörungen sind häufig

Epidemiologische standardisierte Daten zeigen, dass Fatigue (OR 2,97; 95%-KI 2,65–3,34), Tagesschläfrigkeit (OR 2,66; 95%-KI 2,34–3,01) und Insomnie (OR 2,36; 95%-KI 2,11–2,64) bei Personen mit Atopischer Dermatitis gehäuft aufreten. Die 1-Jahres-Prävalenz von Fatigue ist bei Erwachsenen mit Ekzem höher als bei einer gesunden Kontrollgruppe (32,8% vs. 27,5%) [1]. Schlafstörungen können assoziiert sein mit emotionalen und verhaltensbezogenen Problemen, Kopfschmerzen, Aufmerksamkeitsstörungen und weiteren gesundheitlichen Einschränkungen und sollten gemäss Referent in der Anamnese abgefragt werden [1]. Schlafspezialisten beizuziehen sei aber nur für Patienten erforderlich, welche überdauernde Schlafstörungen haben, die unabhängig von adäquater Behandlung der Hauterkrankung persisitieren.

Angst und depressive Symptome variieren

In einer 2018 erschienen Meta-Studie [2] konnten statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen Atopischer Dermatitis und depressiven Symptomen nachgewiesen werden, sowohl bei Erwachsenen (pooled OR 2,19; 95%-KI 1,87–2,57), als auch bei Kindern (pooled OR 1,27; 95%-KI 1,12–1,45). Bezüglich Angst liegen nur Daten von Erwachsenen vor (pooled OR 2,19; 95%-KI 1,75–2,73). Zudem ergab die statistische Auswertung positive Korrelationen zwischen atopischer Dermatitis und Suizidalität (pooled OR 4,32; 95%-KI 1,93–9,66).

Als klinische Implikation dieser Befunde resumieren die Autoren, dass depressive Symptome, Angststörungen und Suizidalität bei der Behandlung von Patienten mit atopischer Derma­titis mitberücksichtigt werden sollten. ­Wobei eine alleinige Symp­tomlinderung der Hauterkrankung sich auch positiv auf die komorbide psychische Befindlichkeit auswirken kann.

Gemäss einer 2018 publizierten Case Control Studie, die in Kanada bei 15–55-Jährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren durchgeführt wurde, haben Patienten mit persistierendem Ekzem (fünf oder mehr ekzembedingte Arztbesuche über fünf Jahre) ein moderat erhöhtes Suizidrisiko, wobei dies nicht unabhängig ist vom gesundheitlichen Allgemeinzustand und durch adäquate Suizidprävention vermindert werden kann [3].

Kardiovaskuläre Erkrankungen: kompliziertes Gefüge

Die Datenlage zu einer möglichen Korrelation zwischen atopischer Dermatitis und kardiovaskulären Erkrankungen ist inkonsistent. Gemäss Ascott et al. haben Erwachsene mit atopischer Dermatitis in Abhängigkeit vom Schweregrad der atopischen Symptome ein erhöhtes Risiko für verschiedene kardiovaskuläre Erkrankungen wie beispielsweise Schlaganfall und Herzinfarkt [4]. Epidemiologische Daten von Silverwood et al. weisen ebenfalls daraufhin, dass vor allem schwerwiegendes atopisches Exzem ein potenzieller kardiovaskulärer Risikofaktor ist [5]. Drucker und Harvey postulieren ein Erklärungsmodell, nach welchem verschiedene Mediatorvariablen den Zusammenhang von Atopischer Dermatitis und kardiovaskulärer Erkrankung beeinflussen (z.B. Schlafstörungen, Depression, Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Bewegungsmangel) [6].

Quelle: AAD Annual Meeting 2019, Washington (USA)

Literatur

  1. Silverberg JI, et al: Sleep Disturbances in Adults with Eczema Are Associated with Impaired Overall Health: A US Population-Based Study. The Journal of investigative dermatology 2015; 135(1): 56–66).
  2. Rønnstad ATM, et al.: Association of atopic dermatitis with depression, anxiety, and suicidal ideation in children and adults: A systematic review and meta-analysis. J Am Acad Dermatol 2018; 79(3): 448–456.e30. doi: 10.1016/j.jaad.2018.03.017.)
  3. Drucker AM, Thiruchelvam D, Redelmeier DA: Eczema and subsequent suicide: a matched case-control study. BMJ Open. 2018 Nov 25; 8(11):e023776. doi: 10.1136/bmjopen-2018-023776.).
  4. Ascott A, et al.:  Atopic eczema and major cardiovascular outcomes: A systematic review and meta-analysis of population-based studies. J Allergy Clin Immunol 2018. Dec 18. pii: S0091-6749(18)32728-3. doi: 10.1016/j.jaci.2018.11.030. [Epub ahead of print].
  5. Silverwood RJ, et al.: Severe and predominantly active atopic eczema in adulthood and longterm risk of cardiovascular disease: population based cohort study. BMJ 2018 May 23; 361: k1786. doi: https://doi.org/10.1136/bmj.k1786
  6. Drucker AM, Harvey PJ: Atopic dermatitis and cardiovascular disease: What are the clinical implications? J Allergy Clin Immunol 2019 [in press]. [Epub ahead of print]. www.jacionline.org/article/S0091-6749(19)30068-5/pdf
  7. Drucker A: Folienpräsentation. Atopic dermatitis comorbidities: what do derms need to know? AAD Annual Meeting 2019, San Francisco March 2, 2019.

Mirjam Peter, M. Sc.

Einen Kommentar hinterlassen